kh_120a_vs_dxt_mon_1240

DXT-MON vs. Neumann KH-120A ...oder "Wie weit komme ich mit DIY und wo sind die Grenzen"

kh_120a_vs_dxt_mon_1240Einst wurde im Hifi-Forum folgende Frage gestellt:

„Wie weit komme ich mit DIY und wo sind die Grenzen“

Die „kritische Frage“ war, ob es möglich sei mit „DIY-Mitteln“ den von der Firma Neumann vorgestellten Aktivmonitor KH-120A zu toppen bzw. mit Ihm gleichzuziehen, das Ganze zu einem Budget <=1300€/Paar/Aktiv, dem damaligen Neupreis der KH-120A, bei vergleichbaren Maßen.

Nun, der Thread lief über eine lange Zeit, es wurde intensiv diskutiert, gestritten aber auch durchaus konstruktiv gearbeitet. Wer großes Interesse an der ganzen Geschichte hat, mag den Thread im Forum lesen, wir können es aber auch kurz machen:

DXT-MON ist das einzige aus diesem Thread entstandene und zu Ende entwickelte Konstrukt, das den Vorgaben des Battle entspricht, und wurde durchaus mit dem Anspruch entwickelt der Neumann KH-120A „Beine zu machen“. Ob dies letztendlich gelungen ist soll dieser Artikel klären. Es ist natürlich nicht ganz einfach als Beteiligter, ein objektives Urteil zu fällen. Da es aber keinen Vergleich dieser beiden Lautsprecher, außer dem von mir durchgeführten, gibt, bleibt mir letztendlich nichts anderes übrig als es dennoch zu versuchen…

Im folgenden nun der messtechnische Vergleich der beiden Lautsprecher. Sämtliche Messungen erfolgten unter identischen Bedingungen. Es wurde nichts beschönigt, hinzu,- oder weg gedichtet. Das Paar DXT-MON wurde mit einem Hypex AS 2.100 Modul aktiviert. Es wurden dabei keinerlei Filter gesetzt. Die Messungen werden in animierten GIFs gezeigt, mit Bildwechsel alle ~3 Sekunden zwischen den beiden Lautsprechern.

Richtverhalten horizontal

Winkelfrequenzgänge 0-90° in 15° Schritten
dxt_mon_kh120_deg_hor_vglSonogram
dxt_mon_kh120_dir_hor_vgl

Beide Lautsprecher haben ein ausgesprochen gleichmäßiges Abstrahlverhalten in der Horizontalen. DXT-MON strahlt tendenziell breiter ab. In Sachen Ausgewogenheit kann mE. keiner der Beiden als besser erachtet werden => Unentschieden auf sehr hohem Niveau!

An dieser Stelle darf auch noch schnell das Thema „Linearität“ abgehandelt werden:

ohne große Worte: Unentschieden

Richtverhalten vertikal

dxt_mon_kh120_dir_ver_vgl

Hier wird es etwas schwieriger, weil beide Kandidaten, prinzipbedingt Schwächen haben. Beide zeigen eine Einschnürung im Bereich der Trennfrequenz und eine Nebenkeule um 3kHz unter ~30-60° nach unten. Beim DXT-MON ist Diese etwas breitbandiger, dafür zeigt sich bei der KH-120A die Längsreso der BR-Kanäle (um 1,5kHz). Ich wäre geneigt der Längsreso etwas mehr Bedeutung beizumessen, würde es trotzdem unentschieden nennen.

Harmonische Verzerrungen (90dB/m & 100dB/m)

dxt_mon_kh120_dist_90dB_vgl

dxt_mon_kh120_dist_100dB_vgl

DXT-MON hat unterhalb 400Hz geringfügig höhere Verzerrungen 2. Ordnung, dafür, im selben Bereich, (bei 90dB/m deutlich) geringere Verzerrungen 3. Ordnung. 4. Ordnung tut sich nicht viel zwischen den Beiden. DXT-MON zeigt sich vom Pegelwechsel zwischen 90 und 100dB/m etwas weniger beeindruckt als der KH-120A. Dies einhergehend mit den geringeren, eher störenden Verzerrungen 3.Ordnung, veranlassen mich dazu DXT-MON als, zwar knappen aber trotzdem verdienten, Gewinner dieser Disziplin zu betrachten. +0,5 Punkte für DXT-MON

Passivmembran vs. BR-Kanäle vorne

dxt_mon_kh120_nahfeld_vglEs ist den Entwicklern der KH-120A gelungen die sonst üblichen Probleme, von an der Front angebrachten BR-Kanälen, weitestgehend zu umschiffen. Dies wurde u.A. erreicht indem, mit Schaumstoff versehene Schlitze in den Kanälen angebracht wurden, wodurch Schmutzeffekte „verschmiert“ werden, und dazu auf die Abstimmfrequenz entzerrt wurde. Trotzdem schlägt die Längsreso um 1,5kHz noch mit ~-16dB zu Tage, was sich insbesondere in den Messungen nach unten, also zB. zur Tischplatte hin, zeigt. Auch tragen die Bassreflex-Kanäle noch bis über 300Hz zum Gesamtgeschehen bei.

Im Gegenzug arbeitet die Passivmembran beim DXT-MON so wie sie es soll. Keine störenden Resonanzen, keine Mitteltonanteile, ab spätestens 300Hz arbeitet der TMT praktisch alleine, dazu war keinerlei Entzerrung, die sich negativ auf die Gruppenlaufzeit auswirkt, von Nöten, um den angestrebten Tiefgang zu erreichen … +1 Punkt für DXT_MON

Anpassbarkeit/Flexibilität

Bei der KH120A lassen sich hiermit …

kh120_a_maeuseklaviaturfolgende Einstellungen vornehmen:

kh120a_filterQuelle: http://www.neumann-kh-line.com/neumann-kh/home_de.nsf/root/prof-monitoring_studio-monitors_nearfield-monitors_KH120A#

Dazu kann noch ein Limiter gesetzt werden. Dies funktioniert ausgesprochen praxisgerecht, schnell und zuverlässig. Sehr gut!

Beim DXT-MON kann mittels eines Hypex AS 2.100D mit integriertem DSP…

AS 2.100DQuelle: https://www.hypexshop.com/ProdImgServlet?productID=2961

…praktisch Alles eingestellt werden. Für Standardkorrekturen, wie dem 4-stufigen Akustikregler für Bass, Low-Mid und Treble des KH-120A bedarf es auch keiner Messtechnik.

AS_2_100_filter designer

Neumann KH-120A: Einfacher und schneller bei, i.d.R ausreichenden Möglichkeiten

DXT-MON: Erheblich erweiterte Möglichkeiten bei komplexerer Bedienung

⇒Nennen wir es Unentschieden.

Kosten

Neumann KH-120A DXT-MON
Bausatz inkl. Baumappe: ~ 265€/Stück
Hypex AS 2.100D: ~250€
1300€/Paar ~780€ zzgl. Gehäuse/Paar

 

Zusammenfassung

Es tut sich nicht viel zwischen DXT-MON und dem Neumann KH-120A . Beide messen sich in praktisch jeder Hinsicht, unter Berücksichtigung gegebener physikalischer Grenzen, ausnehmend gut. Trotzdem konnte ich nicht umhin zu folgendem Ergebnis zu kommen:

Die Passivmembran, und der herausragend gute WF152BD06 sind, in des Autors Sicht, das Zünglein an der Waage hin zum knappen, aber dennoch verdienten Sieg, nach Punkten für DXT-MON.

… schreibt mir gerne Eure Meinung dazu in die Kommentare 😉

 

 

 

 

 

 

 

18 Gedanken zu „DXT-MON vs. Neumann KH-120A ...oder "Wie weit komme ich mit DIY und wo sind die Grenzen"

  1. Ein toller und objektiver Vergleichstest.

    Alle akustischen Eigenschaften und den Preisunterschied beiseite – der DXT-MON ist in meinen Augen weitaus, weitaus schöner anzusehen!

    1. Ich hatte jetzt jahrelang die KH120.Sehr schön in einem Wohnzimmer sind sie wirklich nicht.
      Jetzt zum Klang:
      Ja sie sind sehr gut, solange sie eine gute Aufnahme abspielen.
      Wenn die Aufnahme nicht mitmacht , wird die KH schon lästig mit harschen Höhen usw.
      Auch die Klangfarben finde ich nicht immer so doll.
      Es ist halt als werkzeug entwickelt worden und nicht vorsätzlich zum Genusshören.
      Ich hatte auch schon spendor BC1, wer den englischen Klang liebt , sollte von Neumann die finger lassen.
      Stimmen wiederum kann die KH wie kaum eine andere.
      Aber alle neumann Monitore sind schon sehr nüchtern, trocken, auf Studio getrimmt.
      In akustisch guten Räumen sollten sie auch stehen.
      Trotzdem , wenn man das so liest hier scheint die DXT MON eine echte Alternative zu sein.
      Hat eigentlich schon mal jemand die DXT mit einer vergleichbaren Box von AOS ( Scan speak Revelator oder Illuminator mit 15 cm Chassis) verglichen?.
      Von AOS gibt es ja nur welche mit gerader Front.
      Optisch ähnliche bausätze mit scan speak gibt es ja nur von
      Hobby Hifi oder Klang und Ton.
      Denen traue Ich aber nicht so richtig, Ich hatte 2x mal von denen mit Görlich Chassis nachgebaut. Na ja, einen haufen Geld losgeworden, aber so besonders waren die nicht.
      Weichen schaltungen von HH und KUT werden ja durchaus auch mal kritisch beäugt.
      Die DXT Mon und der ganze Text rund um Ihre Entwicklung sowie die Messungen sehen schon ganz gut aus.
      Gerhard
      Gerhard

      1. Hallo Gerhard,

        habe die DXT-MON nun seit einem Jahr in Betrieb. Sie laufen an einem Yamaha A-S2100, im Frontend ein Benchmark DAC2D bzw. am Plattendreher mit Denon DL103R Tonabnehmer am integrierten MC-Phonoeingang am Verstärker.
        Nun, einen Vergleich mit einer kleinen AOS kann ich nicht anbieten, allerdings einen Vergleich zur schon etwas älteren AOS Studio 24XL (die mit dem sauteuren Ringradiator und den Alu-Distanzringen für die 15cm-Revelator-TMT). Nun was soll ich sagen, ich mach es kurz: Habe die Studio 24 verkauft.
        Die DXT-MON klingen einfach richtig gut und das aus jeder Perspektive. Wenn die Anlage läuft und man kommt ums Eck ins Zimmer erkennt man schon aus der Distanz, dass die Klangfarben einfach stimmen. Wenn man ein Klavierkonzert aus dem Nachbarzimmer bei offener Tür hört und sich dabei denkt: Das passt, dann passt es. Was aber nicht heissen soll, dass man nur aus der Ferne zuhören kann. Im Stereodreieck schaut’s dann erst richtig fein aus. Übrigens, die Basstiefe dieser kleinen Lautsprecher ist nicht zu unterschätzen. Nun, die unterste Oktave fehlt zwar, aber das, was man bei basslastiger Musik zu hören bekommt, ist vom Allerfeinsten. Und nicht zu vergessen: Der Lautsprecher ist auch sehr gut für den Fernsehton geeignet und bietet eine exzellente Sprachverständlichkeit. Filmton geht auch wunderbar.
        Das perfekte Rundstrahlverhalten dieser Lautsprecher ist meines Erachtens ein wesentlicher Vorteil zu so manchem High-End-Sytem, ganz unabhängig vom Preis. Es helfen die teuersten Chassis herzlich wenig, wenn das Abstrahlverhalten nicht stimmig ist.

  2. Als Besitzer eines Paares der KH120 hatte ich kürzlich einen Bekannten bei mir zu Besuch der sein frisch gebautes Pärchen der DXT-Mon dabei hatte. Wir haben die Lautsprecher unter exakt gleichen akustischen Bedingungen gehört und gemessen. Dabei waren klanglich und messtechnisch im Tiefbass und im Hochton doch deutliche Unterschiede. Die KH120 hat in unserem Test weit mehr Tiefton Energie unter 100Hz entwickelt, dafür war die DXT-Mon frischer und lebendiger (Bühne, Lokalisationsschärfe und Loslösung von den Boxen war bei beiden Paaren sehr gut). Mit dem EQ der KH120 konnte man den akustischen und Messtechnischen zuerst sehr deutlichen Unterschied abschwächen (KH120: +1dB beim Hochton, -3dB bei den unteren Mitten, -1,5dB beim Bass) aber die DXT-Mon war klanglich immer noch der deutliche Gewinner. Dazu sei noch zu erwähnen dass ich die KH120 selber immer zusätzlich mit einem DSP zur Raumkorrektur betreibe, der Test war aber zuerst ohne EQ und dann nur mit den onboard Mitteln der KH120 (die DXT-Mon war schon „genau richtig“). Eine klare Bauempfehlung von mir!

  3. If you look at the vertical directivity pattern of the KH120A vs the DXT-MON you can see that the KH120A is perfectly in phase at the crossover on-axis while the DXT-MON is not in phase on-axis.
    https://heissmann-acoustics.de/wp-content/uploads/dxt_mon_kh120_dir_ver_vgl.gif
    The KH120A has put the woofer more forward and the tweeter more back in the waveguide and combined they give the right amount of vertical distance alligning the acoustic centers of the woofer and tweeter so they sit on the same vertical plane so they are in phase, no phase correction needed in the crossover. The DXT-MON has the tweeter slightly back in the waveguide too but no forward woofer and the result is that the acoustic center of the tweeter is actually more forward than the acoustic center of the woofer, therefore they are not alligned. This is also not corrected for in the crossover.
    Result is that there is slight phasing around 1.8kHz when listening on axis for the DXT-MON.
    I would assign a point to the KH120A for this..

    1. Hello Marcel
      Thanks for your comment. I have to contradict you unfortunately.
      Althoug the voice-coils of the Kh120A are closer to each other than those of DXT-MON, Kh120A´s Woofer is, due to its filtering, even more delayed than DXT-MONs! The woofer delays are about 0,24ms(~8,2cm) vs 0,18ms(~6,5cm) [KH120A/DXT-MON].

      Here both step-responses compared:

      step response KH120A vs DXT-MON

      And …
      DXT-MON is very well in phase at the crossover point.
      You can see that eg. in the vs-null chart:
      dxt_mon_vs_null

      kind regards
      Alexander

  4. I am new to speaker DIY, and trying to understand this a bit more.

    On the Heismann website there are two designs for DXT-MON, one with a passive radiator and another with a port. IIRC. Both of these designs are passive monitors(with passive crossovers kit parts IIRC), with no specification of any amp.

    Which one of the versions of DXT-MON is being compared with the Neumann KH120’s?

    If I wish to build the same version of the DXT-MON which has been favorably compared with the KH120, in this review, exactly what would I need to order, and from which company?

    Will by DIY effort simply be just assembly of the kit, or do I also need to build the wooden case myself?

    Is there any provision in the wooden case for mounting the Hypex amplifier (e.g cutout).

    Many questions indeed, and thanks for responding..

    1. Hello!
      I did compare the passive radiator version (8l) to the KH120A. The BR-Version goes even slightly deeper, but needs a bigger enclosure (9,5l). If size doesnt matter I would recommend to build the 9,5l version (PR or BR).
      You can buy the technical kit in my Shop, if you live in the EU. If not, you can buy the plans and then get the parts from any dealer in your country.
      The housing/cabinet you have to build anyways.
      I used the Hypex amp as an external unit. You are free to put it in the cabinet. But it needs its own chamber.
      Meantime I would prefer to use a mini-dsp setup.
      DSP Setups are available for Hypex and Mini-DSP systems.

      I hope I could answer your questions!
      Best regards
      Alexander

  5. Hallo Alexander, du schreibst Du würdest die Mini-DSP einem Hypex-Modul vorziehen. Wieso das? Sind die Fusion Amps nicht eher sogar besser (Wandler, weniger Kisten rumstehen…)?

    1. Hallo Lukas
      Das war noch vor den Fusion-Amps!
      Inzwischen würde ich das so vermutlich nicht mehr schreiben. Beide Systeme sind sehr gut!
      Eine DXT-MON-Fusion wird nebenbei bald veröffentlicht 🙂
      Viele Grüße

      1. Dear Alexander,

        Do you mean there will be a version of the DXT-MON with a Fusion amp and active xo? I would be very interested in building that. It would make an even better competitor for high-end studio monitors!

        Regards,

        Adam

  6. Hallo,
    Ich habe den ScanSpeak 15er mit einer Morel 110 gebaut in einem. A. 10 Liter Gehäuse. BR. Eiche massiv.
    Die neueste ist eine Sache Speak 18w4531g01 mit einem Eton ER4…auch BR. Alles passiv.
    Nun habe ich den Wavecor wf182bd10 bekommen. Und den passenden Seas Hochtöner hatte ich auch schon im Fundus.

    Wenn alles fertig ist dann kann ich bei Bedarf berichten.

    Grüße
    Klaus

    1. Servus Klaus,

      Das Ergebnis würde mich brennend interessieren zumal ich die DXT-MON habe und eine AOS S24XL weichen musste.

      LG Walter

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