Hier eine kurze Zusammenfassung meiner Erlebnisse beim Bau der DXT-MON. Für mich als „Newbie“ war das ein tolles Erlebnis. Auch dahingehend, dass man als „Großstadtmensch“ ohne vorhandene Werkstatt und entsprechenden Werkzeug zu einem absolut überzeugenden Ergebnis kommen kann.
Ich denke nicht, dass unsere Messlatte niedrig angesetzt war. In der Vergangenheit kam ein 2.5 Wege Standlautsprecher eines italienischen Herstellers zum Einsatz. Kostenpunkt: 3.600€. Wir hören in unserem Wohnzimmer auf etwa 25m² mit 3m Deckenhöhe.
Eines Tages kam ich – anscheinend im Anflug geistiger Umnachtung, was hat mich da geritten? – auf die Idee einen Treiber auszubauen. Das war ein Fehler, der einen Denkprozess angestoßen hat. Hinter der zugegeben „schick“ aussehenden Leder/MDF – Front fand ich im Inneren doch eher Ernüchterung: keine Dämmung, die Weiche war lustlos „angetackert“ und die innere Fräsung an den TMT ́s war eigentlich auch nicht wirklich vorhanden.
Das hinterließ eher einen „emotionslosen“ Eindruck auf mich. Gleichzeitig fasste ich den Entschluss mich aktiv mit „Plan B“ zu beschäftigen: ich höre mich nach anderen Lautsprecher um…
Ich bin zusätzlich zu der Erkenntnis gekommen, dass wir die vorhandenen Standlautsprecher nicht optimal stellen können – das gibt der vorhandene Raum einfach nicht her. Da kann der Lautsprecher nichts dafür, allerdings sollte während der Beratung beim Fachhändler vor Ort mehr darüber gesprochen/hinterfragt werden.
Ich bin dann nach vielen Studio-Besuchen einfach nicht weitergekommen. Die gefälligste, passive Lösung über einen geschlossenen Kompakten lag bereits deutlich über den Kaufpreis der damaligen Standlautsprecher. Die andere Alternative: vollaktive Lösung. Hätte aber meinen Röhrenverstärker als Opfer zur Folge gehabt, da kein Pre-Out vorhanden ist. Das habe ich nicht über das Herz gebracht. Die vollaktive Variante wäre auch nicht so ganz billig gewesen und meine bessere Hälfte brachte sofort als Einwand, dass die Vollaktiven „bescheiden“ aussehen.
Irgendwie fehlt bislang immer der Bezug auf den Selbstbau, oder? Stimmt. Das hatte ich bislang zu keinem
Zeitpunkt in Erwägung gezogen. Theoretisch war ich informiert und wusste, dass es für den Selbstbau von Lautsprechern Lösungen gibt. Auch wie diese technisch umgesetzt werden. Und ehrlich gesagt hat mich die „rocket-science“ im Lautsprecherbau auch irgendwie interessiert.
Was spricht dann eigentlich gegen einen Selbstbau? Nun, eigentlich gar nichts. Außer vielleicht:
Keine brauchbare Werkstatt, zu wenig passendes Werkzeug, zu viel unpassendes Werkzeug, Frequenzweiche löten – ich lach ́ mich schlapp / Glühbirne wechseln geht aber noch glatt von der Hand und die in Erinnerungen gebliebenen Holzarbeiten aus der Grundschule gingen auch eher mit „geht so“ durch. Ach ja, und Zeit habe ich eigentlich auch keine.
Eigentlich springen da alle Ampeln sofort auf „Rot“. Konsequenter Weise lässt man die Finger davon und beendet das Projekt. Nicht so aber bei Menschen, die im Dunstkreis von Stuttgart 21 ihr Zuhause haben…Da ist man Anderes gewöhnt, da wird Gas gegeben!
Also, Entschluss gefasst – es wird selbst gebaut. Ich habe dann fast ein Jahr nach einem passenden Konzept gesucht. Zusätzlich fanden Überlegungen statt, wie ich die anstehenden Arbeiten weitestgehend von Profis erledigen lassen kann.
Grundsätzlich war ich verblüfft, wie viele Bauvorschläge im Netz vorhanden sind. Sehr viele davon sind auch gut dokumentiert. Leider findet man nur sehr selten die Möglichkeit, dass man in den Genuss kommen kann, einen Bausatz anzuhören.
Ich habe dann irgendwann Russisch Roulette gespielt und den Entschluss gefasst, das für meinen Eindruck passendste Konzept aufzugreifen. Unter den letzten 5 Kandidaten war das aus meiner Sicht die DXT-MON von Alexander Heißmann.
Ich habe mir die Baumappe gekauft und Herrn Heißmann nach einem Partner gefragt, der mir die Gehäuse anfertigt. Und zwar tutti kompletti. Ich wurde dann auf die Schreinerei Thomaier aufmerksam gemacht, was sich im Nachhinein als goldrichtig herausstellte.
Dann ging es eigentlich auch schon los. Die Gehäuse waren in Auftrag und ich bestellte nach und nach alle fehlenden Puzzlestücke.
Bis auf die Dämmung hielt ich mich strikt an den Bauplan von Hr. Heißmann. Nur die Geschichte mit dem Bitumen war mir suspekt. Mir stellten sich die Fußnägel auf, als ich mir vorstellte, das Bitumen mittels Heißluftpistole zu verflüssigen. Die Alternative war dann gleich gefunden: Alubutyl in selbstklebender Ausführung.
Die Aufdoppelung mit 2 Schichten Alubutyl und zusätzlich 4mm Sperrholz war sehr einfach und über die Montageluke ohne Probleme realisierbar. Was auch sehr hilfreich war: man konnte das Ergebnis sehr gut durch den im Netz bekannten „Klopftest“ nachvollziehen. Das war unglaublich, wie gut die Aufdoppelung wirkte.
Danach folgte der Gang zu einem professionellen Lackierer. Glücklicher Zufall hier: der Lackiermeister hört auch gerne Stereo und war von dem Projekt gleich angefixt. Er hat dann satte acht Stunden Arbeit investiert und präsentierte mir innerhalb einer Woche ein absolutes Top-Ergebnis. Die Treiber habe ich beim Lackierer hinterlegt, sodass er die Passfähigkeit immer überprüfen konnte.
Und dann war es soweit: „all in“ wie beim Poker! Finales Ergebnis:
Wie hört sich es an? Gut. Verdammt gut. Mir fehlt nichts – eher im Gegenteil! 100 Punkte – alles richtig gemacht. Die Lautsprecher lassen sich angesichts ihrer Größe sehr gut in den Wohnraum integrieren.
Abstand zur Rückwand bei uns: ca. 60cm. Passivmembran (ohne Zusatzgewicht) nach innen gerichtet. An der Aufstellung werde ich noch etwas ändern.
Mehr schreibe ich jetzt auch nicht. Alle Eindrücke basieren auf unseren Gegebenheiten, da kann man einfach schlecht transferieren…
Fazit
Passt für uns wie die Faust auf ́s Auge, die Lautsprecher machen richtig Spaß. Vielen Dank!
Wünschenswert (aus meiner Sicht):
@ SEAS: Verkauft den Hochtöner +10,00€ und verbaut am Waveguide anstatt Kunststoff bitte ein wertigeres Material.
Was würde ich anders machen:
Definitiv MPX für die Gehäuse wählen. MDF kommt mir persönlich etwas „merkwürdig“ vor.
Angesichts der Kosten für die Lackierung (in Relation zu den Gehäusen) würde ich zukünftig eine andere Lösung anstreben.
Die Dämmung mit 2 Lagen Alubutyl und einer festen Deckschicht ist optimal. Dazu hatte ich mal Untersuchungen gemacht. Das Bitumen muss man nicht aufschmelzen, eine Dachbahn aus Elastomerbitumen ist schnell angeschmolzen und aufgedrückt, aber eindeutig aufwendiger.