Auf der Suche nach meinem perfekten Heimkino-Lautsprecher
Das Heimkino sollte schöner werden und auch: Besser klingen. Außerdem hatte ich Lust auf einen Lautsprecher-Eigenbau. Da mir zur Eigenentwicklung das nötige Know-How fehlt lag ein Bausatz nahe. Ich suchte Lautsprecher die flach sind, da sie hinter einer schalltransparenten Leinwand betrieben werden sollten ohne den Raum unnötig zu verkleinern. Außerdem möglichst für On-Wall geeignet. Auch für die seitlichen und hinteren Lautsprecher finde ich flache On-Wall-Lautsprecher optimal, da so auch die seitlichen Sitzplätze noch halbwegs ausgewogen beschallt werden können. Ragen die Lautsprecher weit in den Raum hinein, so ist der Entfernungsunterschied zu Hörern außerhalb des Referenzplatzes verhältnismäßig größer („das linke Ohr klebt am linken Rear-LS, während rechts noch 2m Platz ist…“).
Beim Abstrahlverhalten bevorzuge ich eine gutmütige, breite Abstrahlung ohne Verfärbung. Auch hier geht es mir um die lieben Mitgucker auf den billigen Plätzen, da ich zugeben muss, dass ich den Referenzplatz meist selbst beanspruche.
In Punkto Pegel wurde mir von Freunden bescheinigt, dass ich gerne laut höre bzw. die erste Frage in einer Demo geht immer Richtung der Nachbarschaftsbeziehungen. Ich selbst würde sagen, dass ich gerne laut, aber nicht extrem laut höre, also durchaus ähnlich vom Pegel her wie in einem kommerziellen Kino. Das sollten die Lautsprecher natürlich bringen können. Tiefbass ist mir hingegen bei Musik und Sprache nicht so wichtig. Bei Heimkino-Effekten wie Explosionen kümmert sich darum sowieso ein „kleines“ DBA aus 8x 12“-Subwoofern.
In Punkto Klangcharakteristik weiß ich mittlerweile, dass mir Bändchen und AMTs meist zu weich klingen und Hörner und Piezos zu schrill. Sprich eine normale Kalotte scheint für mich als Hochtöner passend zu sein. Dazu sollten die Lautsprecher natürlich ins Budget passen. Möglichst hochwertig, aber auch nur so teuer, dass ich es mir leisten kann nach und nach selbst ein ausgewachsenes 7.1.4-Atmos-Setup, also insgesamt elf Wavewall 182-Lautsprechern zu betreiben.
Alle geschilderten Anforderungen erfüllen die Wavewall 182. Damit war für mich die Entscheidung gefallen mit drei Stück (Left, Center, Right) loszulegen.
Der Bau
So oft das Endergebnis mittlerweile bewundert wurde („tolle Form“), so sehr fluchte ich über die schrägen Seitenwände während der Bauphase. Die erste Box baute ich tatsächlich mit einer geliehenen Handkreissäge ohne Schiene (…!). Was soll ich sagen, ich hatte es ja so gewollt und selbst das ging. Mittlerweile habe ich auch das Zusägen mittels Kreissäge, sowie mit einer Tauchsäge und festgeklemmter Schiene durchgeführt. Letzteres ist definitiv der beste Weg. Nach dem Zusägen folgte das Fräsen der Chassis-Aussparungen. Mit einem Fräszirkel und Oberfräse kein Problem. Aber auch hier fordert die spezielle Bauform ihren Tribut. Um die Tiefe von nur 10cm zu erreichen muss eine Tasche in die Rückwand gefräst werden. Irgendwann hatte ich von der ganzen Fräserei einen regelrechten Drehwurm. Das Leimen war auch nicht ganz trivial, da es gilt schräge Bretter in mehreren Achsen fest zu zwingen. Aber auch das ging letzlich irgendwie. Beim nachfolgenden Schleifen habe ich auch ein paar Techniken durchprobiert. Um die Ecken zu Verrunden muss schließlich einiges an Material abgetragen werden. Ein Exzenterschleifer mit groben Schleifpapier kann ich dafür am ehesten empfehlen.
Eine Pappschablobe half die verrundung zu beurteilen. Ein Elektrohobel trägt sehr schnell Material ab, erfordert aber kontrollierte Anwendung bzw. hinterlässt ansonsten eine Buckelpiste, sprich: Eher nicht zu empfehlen. Spachteln war dann auch nicht verkehrt und als Finish gab es aufgerollten Warnex-Strukturlack in Schwarz.
Was fehlt noch? Ach ja, die Frequenzweiche. Soweit für mich wie Malen nach Zahlen. Alexander lieferte mir zusätzliche, berechnete Widerstände mit um den Hochtöner auf die Leinwand anzupassen (Hochtonabsenkung kompensieren). Jetzt nur noch alles in das enge Gehäuse pfriemeln, festscharuben und fertig. Erster Eindruck: Mit dem ganzen MDF und den schweren, massiven Tieftönern (die einen massiven und sehr hochwertigen Eindruck machen) sind die Boxen überraschend schwer. Einmal aufgehängt ist das natürlich kein Problem mehr.
Wie klingen sie nun?
Meßwerte liefert Alexander. Von mir gibt es jetzt Geschwurbel. Die Dinger können laut spielen und auch schön punchigen Bass rüberbringen. Der Sweetspot ist schön breit, alle Sitzplätze hören subjektiv sehr linear. Das ist definitiv eine Stärke der Lautsprecher. Die Hochtöner klingen auch nicht zu matt und nicht zu scharf – passt. Die Bühne geht eher in die Tiefe als nach vorne, bzw. befindet sich zwischen den Boxen. Trotzdem: Ganz perfekt klang es anfangs nicht. Der Klang löste sich nicht 100% von den Boxen (bildlich gesprochen). Das hat sich nach einiger Einspielzeit mittlerweile geändert, was mir auch andere bestätigen. Jetzt passt es und klingt um einiges luftiger und „befreiter“ als zu Beginn.
Zweiter Eindruck: Nach einem Umzug sind die Boxen nun im neuen Heimkino aktiv. Der neue, ca. 30qm große Raum ist nun auch mit viel mehr Absorbern ausgestattet. Acht Pakete Steinwolle sowie einige qm Basotect sind verbaut. Neben den acht Subwoofern des DBA spielen dort 7x Wavewall 182, sowie weitere vier Sammelsurium-Lautsprecher aus meinem Fundus. Die drei Wavewall 182-Frontlautsprecher hängen nun nicht mehr direkt am AVR Denon 4300, sondern an einer externen, billigen Thomann-Endstufe, der E3-250. In Punkto HiFi-Genuss ist die Endstufe nicht überragend, es fehlt an Auflösung und Dynamik. Trotzdem klingt sie ganz ok und hat immerhin größere Leistungsreserven als der AVR. Die Beschreibung auf Alexanders Webseite zeigt bereits den eher geringen Wirkungsgrad durch u.A. die geschlossene Bauweise, sprich ein starker Amp wird für die Wavewalls empfohlen. Trotzdem war ich von der klanglichen Änderung durch die PA-Endstufe überrascht. Mit der zusätzlichen Power spielen die Wavewalls nun nochmals deutlich besser. Vor allem die Grobdynamik legte stark zu, es klingt als seien nun deutlich größere Lautsprecher am Werk.
Dazu eine Anekdote: Bei einer kleinen Kino-Vorführung spielte ich einen Stereo-Titel (Daft Punk) vor und war der Überzeugung, es spielen L und R, sowie die Subwoofer. Das war allerdings ein Irrtum, es spielten nur zwei Wavewall 182, ohne Sub! Die Bassanhebung durch die Wandaufstellung, sowie ein starker Amp können die Wavewalls also auch in Punkto Bass richtig groß raus bringen. Und dass auch mit leicht eingedrehten Lautsprechern, FL und FR sind auf den Hörplatz eingewinkelt, was aber aufgrund des gutmütigen Abstrahlverhaltens nicht unbedingt nötig ist. Also: Eingespielte Wavewall 182 mit einem starken Amp betrieben klingt genial! Als klangbeschreibendes Attribut kommt mir in meinem stark gedämmten Heimkino am ehesten das Wort „kräftig“ in den Sinn.
Zwischenstand: Lohnt sich das Ganze? Schwer zu beantworten. Es schadet sicher nicht auf den Eigenbau wirklich Lust zu haben, sonst macht es einfach keinen Spass. Wer nur sparen will, der durchkämmt wohl besser den Gebrauchtmarkt. Umgekehrt ist es natürlich ein tolles Gefühl selbst gebaute Lautsprecher in Betrieb zu nehmen! Vom Wiederverkaufswert her ist es mit DIY-Lautsprechern immer schwierig, da nun mal keine große Marke dahinter steht. Betrachtet man Materialkosten vs. Marktpreise von neuen Lautsprechern, so sieht es ganz anders aus. Nach meinem subjektiven Eindruck muss man für einen neuen Heimkino-Lautsprecher gleicher Performance deutlich über 500€, vielleicht sogar um die 1000€ hinlegen.
Zukunft
Hubraum lässt sich durch nichts ersetzen, es sei denn durch eine stärkere Endstufe. Das stimmt natürlich nicht, wir alle kennen das Ende der Geschichte, Hubraum lässt sich nur durch NOCH MEHR HUBRAUM ersetzen! In diesem Sinne habe ich beschlossen das Heimkino mit größeren Wavewalls abzurunden, also von Alexander die große Variante mit zwei Tieftönern einzufordern. Dazu ließ er sich zum Glück bewegen, die halbe Entwicklung lag wohl schon in seiner Schublade. Die Entwicklung der 182.2 ist nun abgeschlossen und so wie es aussieht bin ich der erste Kunde dafür. Da die Lautsprecher sowieso verdeckt sein werden baue ich diesmal die einfache Variante, also rechteckige Kisten, ohne Taschen in der Rückwand. Es ist also geplant: 3x die neuen, großen „Wavewall 182.2“ mit zwei Tief-Mitteltönern als Front und Center. Rear und Surround-back, sowie 4x Height werden mit den normalen Wavewall 182 bestückt. Das sollte dann erst mal reichen…